Wie kommt der Wert in die Welt?
Hans-Peter Canibol, 04. August 2020
Was ist der wertschöpfende Anteil, wenn Unternehmen sich ins gemachte Nest setzen können, mit Steuerrabatten gepampert werden und statt selbst Forschung und Entwicklung zu betreiben das Wissen von Fakultäten einkaufen?
Vor etwa einem Jahr las ich im Spiegel einen Bericht über Mariana Mazzucato. Endlich hinterfragte einmal eine renommierte Stimme aus der Wirtschaftswissenschaft die üblichen Narrative über Wertschöpfung. Was ist der wertschöpfende Anteil, wenn Unternehmen sich ins gemachte Nest setzen können, mit Steuerrabatten gepampert werden und statt selbst Forschung und Entwicklung zu betreiben das Wissen von Fakultäten einkaufen?
So hätten die Technologieperlen des Silicon Valley nur deshalb entstehen können, weil dort mit öffentlicher Unterstützung exzellente Universitäten und Forschungsinstitute dem sehr guten Innovationsklima den Boden bereitet hätten. Von daher beruhe die dortige Spitzentechnik auf dem positiven, vom Staat geschaffene Umfeld. Das stimmt in diesem Fall, ist aber nicht universell gültig. Die Japaner mit ihren Wissenschaftsstädten aus der Retorte scheiterten ebenso wie die Franzosen mit ihren Ambitionen für Sofia Antipolis.
Aber es hätte andere Beispiele gegeben: In Deutschland entstand auf dem platten Land mit Volkswagen ein erfolgreicher Weltmarktführer für Kfz. Gleichfalls auf Staatsinitiative oder aus staatlicher Hand heraus entstanden erfolgreiche Unternehmen wie Fraport, die DFS Deutsche Flugsicherung, der Hamburger Hafen und Logistik AG oder die Duisburger Hafen AG.
In den 1960er- und 1970er-Jahren galt das legendäre japanische MITI
als übermächtiger Gegner, weil es im Verbund mit der EPA die europäischen Automobilunternehmen überrollte.
Mariana Mazzucato: Wie kommt der Wert in die Welt? Von Schöpfern und Abschöpfern. Campus Verlag, Frankfurt 2019.