Nobelpreis für Ökonomie: Entscheidung für komplexe, aber praxisrelevante Auktionstheorie

Abgesehen von der Erinnerung an Kunstauktionen klingen diese Theorien eher wie Konstruktionen aus einem Forschungslabor. Dabei ist deren praktische Bedeutung auch in Deutschland enorm hoch. So werden Fischfangquoten, Flughafenslots, Lizenzen für Strom und auch Telekommunikationslizenzen über Auktionen versteigert. Paul Milgrom hat auch eine faire Gestaltung der Zuordnung von Organspenden an Patienten designt.

Im Zentrum der Auktions- und Mechanismus-Design-Theorie steht eine besondere Art von Gütern, die sich über die Preisbildung am Markt nicht effizient und gerecht verteilen lassen. Es handelt sich um Verwertungsrechte, die per Auktionen zugeteilt werden. Die Forscher erarbeiteten Spielregeln, die das einzelwirtschaftliche Gewinninteresse („prime value“) in das gesellschaftlich gewollte Ziel („common value“) einbetten. Dazu entwickelten die beiden Preisträger mit den Methoden der Spieltheorie hochkomplexe, aber durchaus anwendbare Modelle. Dabei geht es nicht um die Frage, wie Spieler – in diesem Fall: Akteure bei der Auktion – spielen, sondern um die optimalen Spielregeln.

Die Nobelpreisträger hatten mit ihren Auktionstheorien auch bei der Versteigerung der 5G-Mobilfunk-Frequenzen in Deutschland deutlichen Einfluss: Nach 12 Wochen mit 497 Runden wurden die Lizenzen durch fünf Kommunikationsunternehmen zum Preis von 6,6 Mio. EUR ersteigert. Die Bundesnetzagentur hat jedoch den Zuschlag an die infrastrukturelle Aufgabe geknüpft, einen flächendeckenden Netzausbau zu garantieren. Genutzt wurde dabei die Erkenntnis der beiden Nobelpreisträger: Das beste Ergebnis bei der Netzversorgung stand im Mittelpunkt, nicht der höchstmögliche Erlös.